Baraw

bedeutet im Cebuano-Dialekt soviel wie "Dolch". Diese Technik bezeichnet im Eskrima den Messerkampf, der in der philippinischen Kampfkunst eine besondere Stellung einnimmt, denn der Messerkampf hat auf den Philippinen eine lange Tradition. Hierzulande stellt der Messerkampf ein sehr heikles Thema dar. In früheren Zeiten kämpfte man auf philippinischen Schlachtfeldern viel mit Messern. Dabei hatten die Filipinos besondere Stichtechniken entwickelt, die sie gegen Soldaten in Rüstungen einsetzten. Die Rüstung war an bestimmten Stellen offen. Diese Stellen nutzten die philippinischen Kämpfer für ihre tödlichen Messerangriffe aus. Dadurch können auch die noch heute üblichen Angriffspunkte erklärt werden. Der Messerkampf hat sich zu einer eigenen Technik mit ausgefeilten Formen entwickelt.

Der wohl bekannteste Vorfall ist der von Vincente "Inting" Carin, einer der bedeutendsten Großmeister des Doce Pares. Carin war in viele Straßenkämpfe verwickelt, die er meist unverletzt überstand. Der erwähnenwerteste Kampf jedoch fand am 19. Mai 1950 statt. Carin war auf eine Party von einem Freund in Cebu eingeladen. Sein Freund war jedoch von einer feindlichen Bande aus der Nachbarschaft umgeben, was Carin nicht wusste. Als sein Freund von vier Männer angegriffen wurde und einer ihm von hinten ein Messer in den Rücken stechen wollte, wehrte Carin instinktiv ab. Dem Freund gelang es zu flüchten, und Carin war allein mit den Angreifern. Er wusste nicht wieviele es waren, aber sie griffen ihn mit Messern, Stöcken, Steinen und Stühlen an. Carin gelang es, den Messerangreifer zu entwaffnen, und das Messer gegen ihn einzusetzen. Der Kampf endete damit, dass einige Angreifer schwer verletzt ins Krankenhaus kamen, einer davon starb später. Carin selbst war auch schwer verletzt, und man dachte, er sei tot. Er wurde schon ins Leichenhaus überführt, ein Freund bemerkte in letzter Sekunde, dass er noch Lebensanzeichen hatte. Auf dem Weg zum Krankenhaus erlangte er wieder das Bewusstsein. Es wird berichtet, dass Carin gegen mehr als 10 Angreifer kämpfte.

Beim Messerkampf kennt man auch 12 verschiedene Angriffspunkte, ähnlich wie beim Abecedario. Man unterscheidet hauptsächlich zwei Messerhaltungen:

Baraw

Der Messerkampf kennt verschiedene Schnitt- und Stoßtechniken. Das Messer dient aber nicht nur zum Angriff, sondern auch zur Abwehr, Selbstverteidigung und Kontrolle des Gegners. Es gibt viele Block- und Abwehrtechniken, die aus einfachem, doppeltem oder mehrfachem Stechen und Schneiden bestehen. Wie bei den Stocktechniken gibt es auch bei den Messertechniken verschiedene Drills, wobei auch hier nach bestimmten Mustern fließend Angriff und Abwehr geübt werden. Mit dem Messer kann wie mit dem Stock, Palmstick oder der freien Hand die (Messer)Hand des Gegners geblockt, weitergeleitet oder umgeleitet werden. Bei den fortgeschrittenen Techniken kommen noch verschiedenste Hebel und Entwaffnungen dazu. Schließlich kommt noch Messer-Messer-Kampf hinzu, wobei beide Übungspartner ein Messer haben, bis zum Freestyle-Messerkampf, bei dem ein realer Straßenkampf simuliert wird.

Natürlich wird im Training nicht mit einem scharfen Messer trainiert, mit dem man verletzt werden könnte. Im Training wird ein spezielles, leichtes AlumesserAlumesser
Alumesser, wie es in den Schulen in Schwaigern und Neckarsulm verwendet wird. Wegen des Werkstoffes und zusätzlich durch die Perforierung ist es besonders leicht. Die Kanten sind stark abgerundet, so dass es keine Verletzungen geben kann.
eingesetzt. In manchen Schulen kommt auch ein spezielles HolzmesserHolzmesser
Holzmesser, wie es u.a. auf den Philippinen verwendet wird.
zum Einsatz. Für den Freestyle-Kampf wird vornehmlich ein flexibles Gummi- oder Plastikmesser eingesetzt, um Verletzungen zu vermeiden, die bedingt durch die Schnelligkeit hier auch mit Holz- oder Alumessern auftreten können.

Die Techniken und Übungen werden in den verschiedensten Variationen und Kombinationen ausgeführt:

Die Verteidigung erfolgt mit freier Hand, mit Stock oder Messer oder Kombinationen daraus.